Wie kalt ist zu kalt? Wie der Balanceakt zwischen Heizen, Lüften und Schimmelgefahr gelingen kann
Explodierende Energiekosten zwingen viele Menschen zum sparsamen Heizen in diesem Winter 2022/23. Wann steigt die Schimmelgefahr in kalten Wohnungen? Welche Alternativen gibt es zum Heizen und Lüften?
Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und der folgenden Energiekrise ist das Thema “Energie sparen” aktueller denn je. Die Bundesregierung hat wiederholt dazu aufgerufen, sparsam im Verbrauch mit Strom und Gas zu sein, Sparpotenzial bei Industrieanlagen, in Büros und im privaten Bereich zu finden und auszuschöpfen. 2018 wurden je Haushalt 18.147 Kilowattstunden Energie fürs Wohnen verbraucht. Den größten Anteil mit 73 Prozent der Energie verbrauchte dabei das Heizen. In diesem Winter sollten laut Bundesregierung die Temperaturen im Haus und im Büro um mindestens ein bis zwei Grad gesenkt und damit Gas eingespart werden. In ihrer Energieeinspar-Verordnung wurde z. B. eine Höchsttemperatur von 19 Grad in öffentlichen Gebäuden verabschiedet.
Aufgrund der extrem gestiegenen Gaspreise überlegen zudem viele Menschen, ob sie weitere Energiekosten sparen können, indem sie noch weniger heizen. Doch auch wenn man pragmatisch einfach einen weiteren dicken Pulli anzieht, zu sehr sollte man Haus und Wohnung nicht auskühlen lassen. Denn in kalten Räumen steigt die Schimmelgefahr.
Schimmelgefahr steigt in kalter Wohnung
Die Schimmelgefahr in Innenräumen wird maßgeblich durch die Kombination von Luftfeuchtigkeit und Temperatur beeinflusst. Bei einer hohen Luftfeuchtigkeit steigt auch das Risiko der Schimmelbildung. Jede Person im Haushalt gibt z. B. durch Duschen, Kochen, Atmen und Wäsche trocknen bis zu 3 Liter Flüssigkeit am Tag an die Raumluft ab. Diese Feuchtigkeit sowie Feuchtigkeit im Mauerwerk kann die Schimmelbildung begünstigen.
Das Schimmelproblem ist in der kalten Jahreszeit größer als im Frühling oder Sommer, da kalte Luft physikalisch weniger Feuchtigkeit aufnehmen kann als warme. Das Wasser in der Luft kondensiert dann an kälteren Flächen: sichtbar z. B. an den typischen, beschlagenen Scheiben im Auto und in der Wohnung. Aber auch an zu kühlen Außenwänden bildet sich Kondenswasser und kann das Risiko der Durchfeuchtung und somit des Schimmelbefalls dort erhöhen.
Schimmelpilzbefall birgt Gesundheitsrisiken
Experten bringen den Schimmelpilzbefall mit Lungen- und Allergieerkrankungen in Verbindung. Die Sporen können allergische Reaktionen auslösen und bereits vorhandene Erkrankungen – vor allem der Atemwege – verstärken. Besonders gesundheitlich vorbelastete und immungeschwächte Menschen sollten Räume mit Schimmel meiden.
Neben dem Gesundheitsrisiko weist der Mieterschutzbund darauf hin, dass Schimmelpilz und schwarze Flecken Mängel der Mietsache sind. Somit ist der Vermieter in der Pflicht, diese Schäden zu beseitigen und der Mieter ist zur Mietminderung berechtigt. Allerdings nicht, wenn der Mieter die Schäden selbst verursacht, weil er zu wenig geheizt und zu wenig gelüftet hat.
Schimmelgefahr vorbeugen
Um der Schimmelgefahr entgegenzuwirken, sollte man die Luftfeuchtigkeit im Blick haben, wenn es kälter wird. Je niedriger die Innentemperatur, desto niedriger sollte die Luftfeuchtigkeit sein. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen empfiehlt eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40% und 60%. Bei niedrigen Raumtemperaturen sollte man die relative Luftfeuchtigkeit besser unter 50% halten.
Welche Möglichkeiten gibt es, die Luftfeuchtigkeit zu senken?
Die gängige Methode, um im Winter die Schimmelpilzgefahr zu reduzieren, ist das Zusammenspiel zwischen Heizen und Lüften. Heizen sorgt dafür, dass die wärmere Luft Feuchtigkeit besser aufnehmen und speichern kann. Gleichzeitig erwärmen sich Flächen und Wände, wodurch die Temperaturdifferenz sinkt und weniger Wasser dort kondensieren kann. Beim (Stoß-)Lüften wird die Feuchtigkeit anschließend nach draußen transportiert. Temperaturunterschiede von mehr als fünf Grad zwischen Räumen innerhalb der Wohnung können ebenso schnell zu einem Schimmelproblem führen, wenn warme, feuchte Luft aus einem Wohnraum in kühlere Räume gelangt. Daher sollten zwischen unterschiedlich stark beheizten Räumen in der Wohnung die Türen immer geschlossen werden. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) empfiehlt, Wohnräume mindestens auf 17 °C zu beheizen.
Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMU)
Allerdings kühlt beim Lüften die Wohnung zwangsläufig wieder aus. Auch beim kürzeren Stoßlüften im Winter fällt die Temperatur schnell ab. Daher haben wir uns gefragt, welche weiteren Möglichkeiten es gibt, um die Luftfeuchtigkeit und gleichzeitig die Energiekosten zu reduzieren?
Elektrische Luftentfeuchter
Elektrische Luftentfeuchter werden in vielen Variationen und Größen angeboten: Vom kleinen Tischluftentfeuchter bis zum professionellen Bautrockner. Die Geräte können die Feuchtigkeit in der Raumluft reduzieren und somit einer Schimmelbildung vorbeugen. Viele Geräte sind mit Ionisierern und Staubfiltern ausgestattet und säubern gleichzeitig die Luft. Allerdings muss man genau den Verbrauch des Gerätes und die aktuellen Strompreise im Auge behalten. Denn Stromverbrauch und -kosten könnten schnell höher sein als die vermeintlich eingesparten Heizkosten.
Passive Lufttrockner
Deutlich günstiger als elektrische Luftentfeuchter sind passive Lufttrockner. Sie verwenden in der Regel Kalziumchlorid, um Feuchtigkeit aus der Luft zu absorbieren. In einem luftdurchlässigem Gefäß wird ein Granitblock aus Kalziumchlorid gelagert und entzieht der Raumluft überschüssige Feuchtigkeit und beugt so Kondenswasserbildung vor. Kalziumchlorid ist nach aktuellem Wissensstand ungefährlich und wird auch in Lebensmitteln verwendet.
Wie effektiv solch ein passiver Lufttrockner ist, wollten wir genau wissen und haben daher folgenden Test durchgeführt:
In zwei Räumen unterschiedlicher Größe (15 m2 und 8 m2) platzierten wir je einen passiven Lufttrockner als Raumentfeuchter mit jeweils 1 kg Kaliumchlorid in passenden Behältern mit Auffangbecken für das entzogene Wasser. In beiden Räumen herrschte vor Beginn des Versuchs eine durchschnittliche relative Luftfeuchtigkeit von 67%. Für die Wintermonate ist dieser Wert zu hoch. Er sollte möglichst unter 50% liegen.
Recht schnell setzte in beiden Räumen ein positiver Effekt ein und die relative Luftfeuchtigkeit sank innerhalb von zwei Tagen um 10 Prozentpunkte auf 57%. Eine weitere Reduktion konnte allerdings auch innerhalb des weiteren Testzeitraums von 10 Tagen nicht beobachtet werden.
Aus unserem Test können wir daher das Fazit ziehen, dass passive Lufttrockner auf Kalziumchlorid-Basis hoher Luftfeuchtigkeit durchaus entgegenwirken können. Allerdings ist bei unserem Experiment dennoch eine zu hohe Grundfeuchtigkeit in der Luft verblieben, die mit 57% im Schnitt weiterhin im Winter die Schimmelbildung begünstigt.
Insbesondere in der jetzigen Energiekrise ist es sinnvoll, Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Innenräumen konstant zu überwachen. So können ausgewogene Schritte eingeleitet werden, die einerseits möglichst viel Energie einsparen und andererseits aber nicht die Gesundheit durch Schimmelbefall gefährden.
Unternehmen finden bei Breeze Technologies ganzheitliche Lösungen, um datenbasiert das Maß des Heizens und mögliche Einsparpotenziale zu bestimmen, ohne Gefahr zu laufen, Schimmelbildung zu begünstigen. Unsere Innenraumlösungen messen neben Schadstoffen auch Luftfeuchtigkeit und Temperatur für ein optimales Raumklima für Ihre Mitarbeiter.